Ein Enkel von Hermann Meier hat beim erstmaligen Anhören seiner Klaviermusik gesagt, das sei wie Heavy Metal. In der Tat ist Meiers Musik nichts für EsotherikerInnen und FilmmusikliebhaberInnen. Keine Note zuviel, kein surrealistischer Klangdreck, wie er selbst einmal bemerkt hat, Meiers erstes Gebot war konstruktive Strenge und absolute klangliche Klarheit. Musik soll keine Gefühle transportieren, sondern der Ausdruck von mathematisch-philosophischen Denkens und Konzipierens sein. Als einziger Schweizer Komponist ging er so in den Fünfziger Jahren den Weg der Darmstädter Schule (Boulez, Stockhausen), aber ohne deren Hang zur Übersinnlichkeit und, wie schon erwähnt, zum Klangrausch. Seine seriellen Stücke aus jener Zeit sind von karger Konstruktivität, die radikalsten Strukturen finden sich in den beiden Stücken von 1957, wo jeder Ton bzw. Klang seine feste Höhe, seine eigene rhythmische Reihe und seine feste Lautstärke besitzt.
Wie durch ein Nadelöhr geht der Komponist durch diese strenge Anordnung, um sich danach mit freieren Klangschichtungen (man nannte es damals noch nicht Industrial...) zu befassen. Davon zeugen unzählige Pläne, die Meier gezeichnet und designt hat. Einen Teil davon hat er selbst zu ausnotierten Stücken für diverse Besetzungen bearbeitet. Und einer dieser Pläne gelangt in einer Ausarbeitung des Pianisten Dominik Blum für Stimme, Klavier, Bläserquintett und Lautsprecher in Laufen zur Aufführung.
Daneben erklingt sein spätes Bläserquintett aus dem Jahr 1989, ein Stück, das trotz seiner Spannung und Stringenz den Weg ins zeitgenössische Bläserrepertoire nicht gefunden hat, sein erster Liederzyklus aus dem Jahr 1950, noch zwölftönig melodisch, und seine epochale, 25 minütige Klaviersonate aus derselben Zeit, die –ähnlich dem Spätwerk von Bach – gleichermassen zurück- wie vorausschaut, gestische Melodik mit der späteren Denkweise in übereinandergeschichteten Zahlenreihen kombiniert und sich dennoch an das klassische Modell der dreisätzigen Sonate hält.
Meier gehört in die Ägide der wichtigen Schweizer Komponisten aus jener Zeit. Dass er mit seinem kühnen avantgardistischen Schaffen kein Gehör fand, wundert niemanden, der das raue, konservative kulturelle Klima der helvetischen Fünfziger kennt. Er schrieb Werke für Klavier (auch mehrere Klaviere oder Tasteninstrumente), Kammerbesetzungen, Orchester (über ein Dutzend Orchesterkompositionen sind erhalten), und er konzipierte Pläne für elektronische Klänge, von welchen er selbst nur einen umgesetzt hat, wofür er prompt den solothurnischen Werkpreis erhielt. Das war 1976. Dass sein Werk heute und in Zukunft nicht in Vergessenheit gerät, dafür setzen sich die Organisatoren und die InterpretInnen des Laufener Konzerts ein.