1932
Musikbeispiele
Beispiele von verlegten und unveröffentlichten Kompositionen. Einige dieser Stücke wurden von diversen internationalen Radiosendern ausgestrahlt und sind auf CD erhältlich.
Sonate für Klavier 1950/52 *
Dominik Blum, Piano
Aus der CD Works for Piano Solo 1949 - 1987
Trio für Flöte, Klarinette und Fagott (1946)
Ensemble Neue Horizonte Bern
Ltg. Urs Peter Schneider
13 Stücke für 2 Klaviere (1959)
Dominik Blum und Tamriko Kordzaia
Stück für Orchester mit 2 Klavieren (1968) **
Basel Sinfonietta
CD Kammermusik und Orchesterwerke 1960-69
Stück für grosses Orchester (1960) ***
Basel Sinfonietta
CD Kammermusik und Orchesterwerke 1960-69
Orgelstück 1968
Dominik Blum
Originalversion: Klavierstück 1968
Bläserquintett 1989
Ensemble Montaigne**
Konzertaufnahme Chollerhalle Zug
Orchesterstück Nr. 5 (1955)
Orchester Biel/Solothurn
Klangschichten (1976)
Elektronische Studie. Experimentalstudio der
Heinrich- Strobel-Stifung des SWR in Freiburg i.B.
Aus dem Zyklus Sieben Lieder (1950):
Der Dichter, Hermann Hesse
Dominik Blum, Klavier - Kornelia Bruggmann, Mezzosopran
Requiem für Orchester und zwei Klaviere (1967)
Basel Sinfonietta
Ltg. Jonathan Stockhammer
* aus CD: Hermann Meier, Works for Piano solo 1949 - 1987.
Plan 1976
Nachkomponiert von Marc Kilchenmann.
Steamboat Switzerland Extended, Sederunt Principes
*** aus CD: Kammermusik und Orchesterwerke 1960 - 69.
** Aufnahme: Konzert «Diesseits Jenseits», Sonntag 18. März 2018, Chollerhalle Zug
Besetzung: Julianna Wetzel Flöte, Peter Vögeli Oboe, Nicola Katz Klarinette, Patricia Pazos Pintor Fagott, Bahar Tonaboylu Horn, Miriam Müller Violine, Claudia Kienzler Violine, Markus Wieser Viola, Felix Schüeli Violoncello, Kaspar Wirz Kontrabass, Andreas Brenner Leitung.
Info: www.ignm-zentralschweiz.ch
Tonträger
Hermann Meier, Works for Piano solo.
Erste CD mit Klavierstücken.Dominik Blum, Klavier.Edition Wandelweiser Records. Publiziert 2000.
Wandmusik
Musik für Tasteninstrumente
Dominik Blum, Philipp Meier, Petra Ronner, Tamriko Kordzaia, Stefan Wirth, Rafael Rütti, Tamara Chitadze, Klavier, Orgel ua.
CD erhältlich unter:
Tel CH: 076 529 43 58
Tel Ausland: 0041 76 529 43 58
E-Mail Adresse: info@hermannmeier.com
CD Kritiken
Wandmusik
Musik für Tasteninstrumente
Werke von Herman van San, Hermann Meier und Marc Kilchenmann
Dominik Blum, Philipp Meier, Petra Ronner, Tamriko Kordzaia, Stefan Wirth, Rafael Rütti, Tamara Chitadze, Klavier, Orgel ua.
Das ist nichts auf leeren Magen – und auf übervollen ebenso nicht. Achten Sie auf Ihre Ernährung, dann werden Sie eine spannende Erfahrung machen, denn hier geht es Schlag auf Schlag und oft ziemlich massiv, forte und fast hart. Meist sind drei oder mehr Tasteninstrumente involviert: Klaviere, Cembali, elektrische Orgel. Vor allem die beiden zentralen Stücke des Solothurners Hermann Meier (1906 – 2002; JNM 5/2018) überfallen einen mit ihren gehämmerten Klängen. «Klangflächengefüge oder Wandmusik» heisst das eine Stück, «Grosse Wand ohne Bilder» das (abschnittweise etwas leisere) andere. Es sind tatsächlich Klangwände – und keineswegs zart tapeziert, sondern gemauert. Eingespielt wurde das von der Crème der einheimischen Avantgarde-Pianisten:Innenzunft und kuratiert vom Berner Komponisten und Musikverleger Marc Kilchenmann (aart-Verlag). Er setzt sich seit Längerem für Meiers Musik ein. Im Andenken an ihn hat er selber das Stück «ideai» beigesteuert, das sich auf den vorsokratischen Philosophen Demokrit und seine Atomlehre bezieht, ruhiger in der Art als die Musik Meiers und ausgesparter, wenn auch voller Überraschung. Es ist gleich in drei unterschiedlich instrumentierten Fassungen zu hören. Den Rahmen im Ganzen bildet ein aphoristisches Stück namens «Microstructure» für drei Klaviere, komponiert 1952 vom fast vergessenen Belgier Herman van San, der sich ebenfalls für mathematische und geometrische Strukturen interessierte. Ein etwas ausführlicheres Booklet hätten die Komponisten durchaus verdient.
Thomas Meyer
Jazz an more, Jazz & Blues Magazin, Jan./Feb. Nr. 1, 2020
Works for piano solo 1949 – 1987
Dominik Blum, Piano
Edition Wandelweiser (EWR 1715/16/wandelweiser.de
In der Schweiz finden sich eine Reihe hochorigineller Künstlergestalten, die fernab und lange unentdeckt in der Provinz wirkten. Einer von ihnen war der Zullwiler Lehrer und Komponist Hermann Meier (1906–2002), dieser «Schönberg aus dem Schwarzbubenland», Schüler des Zwölftöners Wladimir Vogel, unorthodox komponierend, später vor allem mit Entwürfen elektronischer Musik, wiederentdeckt von Musikern wie Urs Peter Schneider. Kürzlich widmete sich eine Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn seinen grafischen Partituren (wozu es einen schönen Katalog im Chronos-Verlag gibt). Der Zürcher Pianist Dominik Blum hat bereits vor siebzehn Jahren fünf grosse Klavierwerke Meiers eingespielt – und nun nochmals, weil er es noch besser machen wollte. Das hat sich gelohnt. Gewiss überzeugte schon die erste Aufnahme, aber inzwischen ist die Interpretation gereift, geschärft und gerundet zugleich, von einer enormen Ausdrucksbreite und Differenzierung. Und sie führt tief in die Musik. Grandios die expressive Spannung, die sich nicht gehen lässt, überhaupt die Beharrlichkeit, ja Hartnäckigkeit des Ausdrucks – und die Art und Weise, wie Blum hier die Schichtungen fürs Ohr freilegt. Die Doppel-CD ist das schönste Argument, mit der Entdeckung Meiers fortzufahren.
Thomas Meyer, Jazz and more, Jazz and Blues-Magazin Nr. 2, März/April 2018
Hermann Meier:
works for piano solo
1949–1987
Auf dieser Edition sind das erste mal sämtliche Soloklavierwerke des Schweizer Avantgardisten Hermann Meier in der Zeit zwischen 1949 und 1987 zu hören. Meier komponierte davor mehrere teils zyklische
dodekafonische Werke.
Sie wurden auf dieser CD nicht berücksichtigt, da in der Sonate strukturell allem, was Meier vorher geschrieben hat, Replik erfährt. Die Sonate fällt zusammen mit den ersten seriellen Entwürfen und Visionen, dem integralen Reihendenken, insofern ist sie für das eminente Schaffen
Meiers ab den fünfziger Jahren von grosser Bedeutung, in rückblickender wie vorausschauender Natur.
Das Klavierstück HMV 37 aus dem Jahre 1956 existiert nur als Bleistiftreinschrift.
Wieso der Komponist keine definitive Reinschrift gefertigt hat, ist nicht eruierbar. Dank an Marc Kilchenmann und seinen aart verlag für dessen Reinschrift sowie an Kit Powell für die englische Übersetzung dieses Textes. Möge diese Edition zur Verbreitung des Schaffens Hermann Meiers beitragen.
Dominik Blum, Oktober 2017
Dominik Blum, Works for piano solo
Im Jahr 2000 legte Dominik Blum erstmals eine CD mit Klavierwerken von Hermann Meier vor. Nun erfährt der Schweizer Komponist eine zweite Renaissance.
Während die Ausstellung Mondrian-Musik im Kunstmuseum Solothurn derzeit die «graphischen Welten», also die Skizzen, Pläne und Partituren des Zullwiler Komponisten Hermann Meier (1906–2002) in eindrücklicher Vielfalt dokumentiert, gibt es in seinem Œuvre immer noch manch Unaufgeführtes und Entdeckenswertes.
Eine gewichtige Lücke schliesst jetzt die neue CD des Winterthurer Pianisten Dominik Blum. Bereits vor siebzehn Jahren hatte er die fünf grossen Klavierwerke von Meier bei Wandelweiser eingespielt; nun hat er sie neu aufgenommen und einige weitere dazu – alles ausser den frühen Stücken bis 1947. Das hat sich gelohnt.
Gewiss überzeugte schon die erste Aufnahme damals, aber inzwischen ist die Interpretation gereift, geschärft und gerundet zugleich, von einer enormen Ausdrucksbreite und Differenziertheit. Und sie führt tief in die Musik. Die Graphiken mögen einen Eindruck davon vermitteln, wie Meier seine Klangarchitekturen entwarf, aber hier dringt man mit den Ohren in sie ein.
Hermann Meier, der Dodekaphonist?
Exemplarisch etwa lässt sich das am Klavierstück HMV 37 vom August 1956 zeigen. Die Struktur liesse sich mit einer Analyse weidlich ausbeineln, wie der Blick in die Partitur suggeriert. Da gibt es wandernde Zentralnoten, sich wiederholende Akkorde, Zwölftonfelder (bei Wladimir Vogel hatte Meier sich in die Dodekaphonie vertieft, wenngleich auf etwas unorthodoxe Weise). Und wenn man ins Manuskript Meiers schaut, fallen kleine Zahlen auf, die die Einsatzabstände angeben: Serielle Verfahrensweise? Immerhin sind wir da in der Darmstädter Blütezeit.
Aber man kann das Stück – wie auch das Vorbild der Variationen für Klavier op. 27 von Anton Webern – auch von seinem gestischen Potenzial, seiner Bewegtheit her anhören. Und da fallen diverse Merkmale auf: das Einhaken auf bestimmten Tonhöhen, die Repetitionen, die Sprunghaftigkeit, die doch gebunden ist, das Nachhorchen in liegende Töne und in die Resonanz, die expressive Spannung, die sich nicht gehen lässt, überhaupt die Beharrlichkeit, ja Hartnäckigkeit des Ausdrucks. Fast möchte man sagen: Vergesst die Reihen, die dahinterstecken mögen, und hört, wie sie ein musikalischer Raum allmählich selber gestaltet, spiralartig.
Hermann Meier, Schicht für Schicht wiederentdeckt
Solche Charakteristika finden sich häufig bei Meier, und doch wandelt sich das Prozedere von Stück zu Stück. Man begegnet ihnen in der dreisätzigen Sonate von 1948–49, aber im Kern auch schon in dem von Blum nicht aufgenommenen Klavierstück HMV 3 von 1937, das mit den drei Teilen Marcia, Intermezzo und Scherzo zwar konventionellen Mustern folgt, aber schon jene Insistenz verspüren lässt, die gewiss auch Meiers Eigenbrötlertum trug. Er entwickelte sich parallel zur Moderne, mit überraschenden Gemeinsamkeiten, und doch unabhängig von ihr. Bis zuletzt.
Einen vertrackten Tanz auf verschiedenen Tonhöhen vollführt das letzte Klavierwerk, komponiert 1987 für den Berner Komponisten Urs Peter Schneider. Wunderbar, wie Blum hier die Schichtungen fürs Ohr freilegt. Die CD ist das schönste Argument, mit der Entdeckung Meiers fortzufahren.
Autor: Thomas Meyer
Hermann Meier, works for piano solo 1949-1987
Dominik Blum, Klavier
Wandelweiser Records (Doppel-CD)
Quelle: swissmusic.ch 30.11.2017
Aus: Dissonanz, Schweizer Musikzeitschrift für Forschung und Kreation.
Erstaufführung von zwei Orchesterwerken von Hermann Meier. Basel Sinfonietta. Dominik Blum und Tamriko Kordzaia, Klavier. Jürg Henneberger, Leitung.
Live-Mitschnitt DRS 2 des Konzerts vom 24. Januar 2010 im Stadtcasino Basel.
Foto: Ulla Fringeli