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Begegnung mit Hermann Meier

Ob als Philosoph, als Komponist oder als Mensch: Hermann Meier war zugleich Visionär und Realist, Forscher und Rebell. In jedem Gespräch mit ihm fand ich wertvolle Denkanstösse, ganz egal ob wir uns über Musik unterhielten oder über zeitgenössische Komponisten, die wir beide kannten. Als ich nach Hermanns Tod einige seiner Werke hörte, fand ich in ihnen viel von seiner kompromisslosen und facettenreichen Persönlichkeit wieder.

Hermanns Tonsprache umfasst eine Welt der Vielschichtigkeit. Manchmal sieht sich der Hörer aufwühlenden Klangkaskaden geradezu ausgesetzt, die mit charakteristischer Obstinatheit präsentiert werden. Manchmal wird er auch in den Bann einer ruhevollen, fast karg anmutenden Linearität gezogen. Diese unterwirft sich allerdings nie pseudomelodischer Oberflächlichkeit, sondern gehorcht der Logik eines quasi auskomponierten Gedankenflusses. Korrespondenz, Kontroverse und auch die Stille selbst: alles findet hier seinen Platz.

Bis ins hohe Alter arbeitete der Komponist mit grafischer Notation, was mich stets faszinierte. Da wird ein hoher Grad an Improvisationsbewusstheit vom Interpreten verlangt, während gleichzeitig die Komplexität des Werkgefüges von der immensen Vorstellungskraft des Tonkünstlers Meier zeugt, im Gesamten wie im kleinsten Detail.

Ich würde mir wünschen, dass Hermann Meiers Werke (vor allem auch die bisher selten oder nie gespielten) in Zukunft einem breiteren Publikum zugänglich werden. Hier gilt es noch viel zu entdecken. Christa Salathé

Hermann Meier mit Schwiegertochter Beatrice, 2001

Foto: Hermann Meier mit Schwiegertochter Beatrice Meier, 2001

Christa Salathé, ehem. Klavier- und Methodiklehrerin an der Musik-Hochschule Basel.


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